Rehabilitation
Bienenkundler Prof Armbruster: Rehabilitierung zum 125. Geburtstag in Berlin
Das NS-Opfer Prof. Ludwig Armbruster wird am 23.10.11 in Donaueschingen beim größten Imkertag gewürdigt. Er hat viele Jahre auf der Platte bei St. Peter ein Edelzuchtgebiet betrieben, in Freiburg die weltweit erste Bienenzüchtungskunde geschrieben und gilt als größter Bienenkundler. Gerade weil seine Ehrungen und Forschungen von NS-belasteten Leuten verhindert wurden, ist die folgende Veröffentlichung wichtig - auch als Mahnung für die Zukunft.
24.8.2011
Der Held von 1933 wurde 2011 rehabilitiert
Die Grundlagenabteilung unseres demokratischen Staates hat den Fall von Prof. Ludwig Armbruster im Staatsministerium eingehend geprüft.
Grundlage der Prüfung war die 2007 erstellte Dokumentation von Prof. Steffen Rückl, Humboldt-Universität Berlin: „ Ludwig Armbruster - von den Nationalsozialisten 1934 zwangspensionierter Bienenkundler der Berliner Universität“, sowie weitere Vorgänge in der Nachkriegszeit. Das Staatsministerium von Baden – Württemberg unterstützt die Darstellung des Lebenswerkes in Berlin und schlägt die Staatsrätin mit Kabinettsrang, Frau Prof. Dr. Ammicht-Quinn als Schirmherrin vor.
Nun soll es endlich zum Abschluss der Rehabilitierung und anlässlich des 125. Geburtstages im September 2011 zur Würdigung der Lebensleistung kommen. Auch der Berliner Senat, der gerade mehrere Monate die Dokumentation von Prof. Rückl geprüft hatte, befürwortet eine Veranstaltung in Berlin, möchte dazu konkrete Pläne.
Im März 2011 hatte Prof. Rückl mitgeteilt, dass die Armbruster - Biographin Frau Dr. Irmgard Jung-Hoffmann, Berlin auch in ihrer 25-seitigen Veröffentlichung über Armbruster 1996 im Jahrbuch Berlin, Band 2, Gebr. Mann Verlag die drei Ehrungen von Armbruster durch die APIMONDIA (Ehrenmitglied), Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) und den D.I.B. (Ehrenimkermeister) verschwiegen hatte.
Bekannt war bisher, dass diese Ehrungen von ihr 1996 in „Der Buckfastimker“ und bei ihrem Vortrag im selben Jahr in Kassel weggelassen worden waren. Die zahlreichen NS - belasteteten Bienenwissenschaftler hatten nach der letzten Ehrung 1969 diese Ehrungen Armbruster „aberkannt“. Zeitzeugen bestätigen gerade in dieser Zeit Vorgänge, die so gravierend sind, dass sie nach weiteren Recherchen gesondert dargestellt werden müssen.
Auch im zweiseitigen Nachruf von Dr. Dreher in „Die Biene“ 8/1973, Seite 228 und 229 fehlen diese Ehrungen. Dr. Käser und D.I.B.-Präsident Gnädinger erwähnten diese Ehrungen in ihrem Nachruf in der ADIZ, konnten sich in der anschließenden Diskussion gegen die mächtigere Fraktion der NS - belasteten Wissenschaftler nicht durchsetzen. Der Nachruf von Dr. Dreher, der weitere Unwahrheiten und Ungehörigkeiten enthält, musste nicht richtig gestellt werden, trotz Protesten.
Frau Jung-Hoffmann hatte die Unterlagen der heißen Diskussionen beim D.I.B. zur Verfügung. Auch weigert sie sich beharrlich, Prof. Steffen Rückl bei seinen Dokumentationen für die Humboldt-Universität Berlin zu unterstützen. Bei der Rehabilitierung eines Kollegen, der NS-Opfer war, ein unglaublicher Vorgang.
Überhaupt ist der Vorgang beispiellos in der deutschen Geschichte, dass einem NS-Opfer von NS - belasteten Wissenschaftlern in der Nachkriegszeit Ehrungen „aberkannt“ wurden. Dass eine unbelastete Wissenschaftlerin 1996 da mitmacht ist gegenüber dem NS-Opfer respektlos, genauso wie die Tatsache, dass die AG der Bieneninstitute dies bisher unwidersprochen hingenommen hat, zumal sie die Ehrung durch die APIMONDIA 1969 nicht nur gegenüber dem Bienenkonvent, sondern auch gegenüber den Ministerien und der Humboldt-Universität als „Internationale Rehabilitierung Armbrusters“ bezeichnet hat, sich und auch diese Institutionen deshalb aus der Rehabilitierung von Prof. Armbrusters in Deutschland heraushält!
Gegenüber einem erstklassigen Wissenschaftskollegen, der für die Freiheit von Forschung und Lehre und für Deutschland seine Karriere geopfert hat für Demokraten nicht hinnehmbar.
Die Institutsleiter der Bieneninstitute hielten zu den NS - belasteten Bienenwissenschaftlern, ihren Doktorvätern und behinderten sogar Prof. Rückl, HU Berlin bei seinen Recherchen in Stuttgart-Hohenheim. (Beschwerdebrief von Prof. Rückl an die Universität Hohenheim 2007).
Dies alles zeigte, wie mächtig diese Seilschaften waren, obwohl man damals auch große Angst vor Enttarnung der Vergangenheit hatte. Man hielt Angriff für die beste Verteidigung und wollte sicher auch ein Exempel statuieren, mit dem Hintergrund, zu zeigen, wie es jedem Wissenschaftler und Imker gehen wird, der eine eigene Meinung hat.
Dr. Dreher sollte dann als Ehrenschriftleiter der wichtigsten drei Imkerzeitschriften verhindern, dass die Buckfastimker schnell die Bedeutung von Armbrusters Forschungen erkennen und so die Buckfastzucht eine vollgültige wissenschaftliche Grundlage bekommt.
Deswegen wurden die 3 Ehrungen von ihm auch von Dr. Jung-Hoffmann und anderen weggelassen, Veröffentlichungen in der Imkerpresse verhindert und versucht Wissenschaftler und sogar auch Buckfastimker von der Rehabilitierung Armbrusters abzuhalten.
Nach dem Bekanntwerden dieser Vorgänge hat sich Prof. Steffen Rückl, Humboldt-Universität Berlin bei der Regierung von Berlin für eine Gedenkveranstaltung ausgesprochen. Dort wurde Armbruster entlassen, dort ist bisher nur die politische Rehabilitierung abgeschlossen, die akademische Würdigung steht noch aus.
Am 7. September 2011 ist der 125. Geburtstag von Prof. Ludwig Armbruster. Er hat mit seiner „Bienenzüchtungskunde“ die wissenschaftlichen Grundlagen für Bruder Adam gelegt, war Inspirator und Ideengeber.
Ohne Armbruster hätten wir keine Buckfastbiene und viel Wichtiges in unserer Betriebsweise würde fehlen.
In der groß angelegten Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München wurden DNA-Untersuchungen zur Biodiversität von 2440 Buckfasteinzelbienen verschiedener Züchter mit Carnica- und Ligusticabienen verglichen. Prof. Martin Förster hatte 62 DNA-Marker benutzt und stellt abschließend fest: "Einfach zusammengefasst heißt dies:
Bienen sind zu schade um in Reinzucht zu verarmen, weil eine erhöhte genetische Vielfalt die Bienen und unsere gemeinsame Umwelt schützt." (Der Buckfastimker 2/2011)
Der Autor Alison Benjamin warnt in seinem Buch Welt ohne Bienen - Wie das Sterben einer Art unsere Zivilisation bedroht:
„Genetisch vielfältige Völker zeigten stabilere Reaktionen auf veränderte Umwelteinflüsse. Die Hypothese, dass dieselben besser mit Krankheiten fertig werden, wurde noch durch weitere Studien bestätigt.“
Nachdem die NS - belasteten Bienenwissenschaftler eine Berichterstattung zum 100. Geburtstag noch verhindern konnten, soll 2011 eine Würdigung nachgeholt werden. Dies könnte vielfältig stattfinden, außer in Berlin, in Donaueschingen und Soltau oder bei den Jahresversammlungen der Buckfastgruppen.
Die Bienenzüchtungskunde könnte in andere Sprachen übersetzt werden.
Herr van Dyck hat die Bienenzüchtungskunde ins Internet gestellt, dort kann man dieses Meisterwerk bewundern. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, im Internet ist auch noch viel Platz für die Wahrheit. Sogar die Zeitschriften „Imkerfreund“, „Die Biene“ und „ADIZ“ haben am 12.2.2011 eine Würdigung der Bienenzüchtungskunde ins Internet gestellt.
Der Autor bezeichnet die „Bienenzüchtungskunde“ als Meilenstein in der Züchtung der Honigbiene und folgert "...es gebührt Armbruster großes Lob für dieses Werk." Die Seite „Ludwig Armbruster“ in Wikipedia ist verlinkt mit diesen Dokumenten, es gibt auch bei Wikipedia noch die Seiten “Bienenzüchtungskunde“, „Bruder Adam“, „Buckfastbiene“ und „Apimondia“ wo Armbruster erwähnt wird. Weiterhin kommen Berichte, dass institutsnahe Personen Kollegen unter Druck setzen, Armbrusters Rehabilitierung zu verhindern.
Jede Person, die nach der Entscheidung des Staatsministeriums versucht, den Abschluss der Rehabilitierung zu verhindern, wird zukünftig vom Bienenkonvent dokumentiert. Nun gibt es keine Entschuldigung mehr, man hätte nichts gewusst.
Durch das Internet wurden in den letzen Monaten machtvolle Diktatoren gestürzt.
Solche Diktatoren gab es auch in der Bienenzucht, deren Vorgehensweise gegen Kollegen und andere Imker nichts mit Wissenschaft und Demokratie zu tun hatten. Auch deren Zeit ist abgelaufen, wir müssen nur das Medium nutzen und die Wahrheit ins Netz stellen. Die Auswirkungen des 3. Reichs sollten 2011 endlich auch bei den Imkern endgültig vorbei sein!