Kritik in der NZZ
Bevor man in der Lage ist, etwas fundamental zu kritisieren, muss man es kennen und verstehen lernen. Das ist auch bei Heidegger möglich, von dessen Sprache man sich nicht abschrecken lassen darf.
Aber dieses Verstehenlernen dauert, erfordert Anstrengung und den Willen zur Differenzierung. Ist das geleistet, tut sich bei Heidegger ein Denken auf, das so vielschichtig, komplex und substanziell ist, dass es schwerlich in Bausch und Bogen verworfen werden kann.
Gumbrecht hat sich mit Heidegger ernsthaft auseinandergesetzt, weshalb er in der Lage ist zu differenzieren. Bei vielen Kommentatoren seines Beitrags indes steht zu vermuten, dass sie in ihrer Heideggerlektüre nicht weit gekommen sind (manche räumen diesen Mangel sogar unumwunden ein).
Deren striktes, negatives Urteil scheint daher vor allem auf Ideologie zu gründen beziehungsweise auf dem, was von anderer Seite (ungeprüft) übernommen wurde.
Was aber ist von einer Kritik (Denken darf man es nicht nennen, erst recht kein eigenständiges) zu halten, die das, worüber sie urteilt, nicht einmal kennt?